Dienstag, 12. August 2014

Buchrezension "Liebesinsel am Deich"

Genre: Roman
Autor: Sigrid Hunold-Reime
Verlag: Gmeiner
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 239
Kosten: 9,99€

Freundschaftsdienste
September und Schietwetter an der Nordseeküste. Tomke Heinrich landet mit Karl, ihrer Sommerbekanntschaft, im Bett. Ein Fiasko. Tomke flüchtet in ihre Pension, doch der Tag hält noch eine weitere Überraschung für sie bereit: Tomkes Jugendfreundin Dörte steht vor der Tür und braucht Hilfe. Und da gibt es noch Dagmar, Dörtes jugendliche, lebenshungrige Mutter, die durch einen harmlosen Freundschaftsdienst ein Karussell aus Missverständnissen, Betrug, viel Geld und Liebe in Bewegung bringt...
 
Tomke besitzt eine Pension am Meer, das Geschäft läuft nach drei Jahren Pause besser als erwartet. Als sie an einem Tag mit Karl schläft, könnte es fast nicht schlimmer laufen. Mehr als Freundschaft wollte sie doch eigentlich nicht.Tomke hat natürlich so viel Glück, dass es schlimmer kommt: Ihre ehemals beste Freundin Dörte meldet sich nach acht Jahren Funkstille wieder und bringt einen Haufen Probleme mit. Dazu hat Tomke Angst, dass Dörte hinter ihr größtes Geheimnis kommen würde. Als dann noch Dagmar, Dörtes Mutter, auftaucht, scheint alles aus dem Ruder zu laufen.

Zuallererst finde ich gut, dass es mal etwas ist, wo es nicht um eine romantische Teenagerliebe geht, die alle Hürden überwindet. Tomke ist 51 Jahre alt und alleinstehend, hat Kinder und ihre eigenen Päckchen zu tragen. Sie ist ungeduldig, aber hilfsbereit, ohne es manchmal wirklich zu wollen. Das macht sie sympathisch. Da sie die Protagonistin ist, begleitet man sie durch den ganzen Roman. Man bekommt ihre Gefühle und Gedanken mitgeteilt und sie schwelgt oft in Erinnerungen, was sowohl eine Bindung zu ihr aufbauen lässt, als auch die Beziehungen untereinander anschaulicher und Tomke verständlicher werden lässt.
Es steckt so viel in einer Seite, dass ich nach zehn Minuten dachte, ich wäre schon fast am Ende. Die Beschreibungen fallen zwar detailliert aus, dass man alles sehr gut vor Augen hat, aber auch nicht zu detailliert, dass jede Kleinigkeit vorgeschrieben wird. Somit kann man der eigenen Fantasie noch freien Lauf lassen.
Die Namen sind erst einmal etwas ungewöhnlich, man gewöhnt sich aber schnell daran. Vor allem habe ich mich anfangs oft gefragt, wer denn jetzt wer war - das festigt sich auch sehr fix.
Am Anfang eines jeden Kapitels gibt es eine kleine Überschrift, die wirklich gut beschreibt, was im Folgendem grob passieren wird. Das hat mir sehr gut gefallen, so wurde ich neugierig und wollte weiterlesen.
Als ich das Buch gelesen habe, fiel es mir schwer zu glauben, dass in dem ganzen Roman bloß eine halbe Woche im Leben von Tomke beschrieben wird. Bei der Fülle kam es mir viel mehr vor. Vor allem bei den Kapitelanfängen ist es so, dass nicht einfach bei etwas neuem angefangen wird, sondern es fängt wirklich so richtig zusammenhängend beim letzten an. Als ob es da gar keinen Schnitt gegeben hätte. Das hat mir sehr gefallen. So hatte ich nicht das Gefühl, ich hätte zwischendurch auch nur eine Kleinigkeit verpasst.
Ab und zu wird dann mal Plattdeutsch verwendet, was ich sehr gut finde. Zumal das an Stellen ist, die nicht essenziell für die Geschichte sind, sondern es sind Sätze, die man auch mal überspringen darf, falls man das nicht verstehen sollte.
Das Ende war mir dann doch irgendwie zu plump. Es war einfach nur da. Mehr nicht. Bei einer Auflösung erwarte ich, dass der Leser neugierig und aufgewühlt wird, schade findet, dass die Geschichte bald endet. Das war bei mir nicht so. Nicht, dass ich es feiern würde, dass es geendet hat, aber schade finde ich es trotzdem nicht so recht.
Mein Tipp: Obwohl ich die Personen allemale lieb gewonnen und ich es genossen habe, den Roman zu lesen, fehlt mir da die besondere Würze. Klar, die Tage waren alle auf ihre Weise interessant, aber ich konnte nicht ganz überzeugt werden. Es ist kein Abenteuer im großen Sinne, aber eines für Tomke. Wobei ich mir nur vom Titel her etwas ganz anderes vorgestellt habe, aber der passt sehr gut zum Roman. Wenn man etwas sehr ruhiges lesen will, der sollte sich an das Buch wagen. Es ist eine Abwechslung.
(Bildquelle: Gmeiner)

Sonntag, 10. August 2014

Buchrezension "Diabolische List"

Genre: Roman
Autor: Petra K. Gungl
Verlag: Gmeiner
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 466
Kosten:11,99€

Reinkarnation
Mit teuflischer List werden am Wiener Institut für künstliche Befruchtung Menschen ermordet, um den systematischen Missbrauch von In-vitro-Embryonen zu vertuschen. Die Juristin Agnes Feder gerät bei ihren Nachforschungen selbst in Gefahr. Als mystische Träume Agnes' Erinnerung an ein vergangenes Leben wachrufen, erkennt sie die Verstrickungen ihrer beiden Existenzen. Die einstigen Feinde bedrohen sie erneut und die junge Frau muss sich den Mördern aus dem früheren Leben stellen...

Ich verfasse keine eigene Inhaltsangabe über das Buch, weil ich der Meinung bin, dass ich tatsächlich viel zu viel verraten würde. Denn um die Situation zu darzustellen, dass es halbwegs interessant wird, müsste ich schon um die Hälfte spoilern und das möchte ich erst recht nicht. Deshalb komme ich hier sehr schnell zu meiner Meinung.
Im Großen und Ganzen war mir das Buch einfach zu langweilig. Es hat über 400 Seiten  und in den ersten 200 passiert einfach nichts, wobei ich sagen würde, dass ich unbedingt wissen müsste, wie es weiter geht. Dafür, dass der Klappentext kurz und knapp ist, war es viel zu langatmig. Es wurde so viel beschrieben, was gar nicht nötig war, der komplette Tagesablauf der Frau wurde geschrieben, wobei es wirklich nichts Spektakuläres gibt. Als ob man Tagebuch schreiben würde, und das sollte es eigentlich nicht sein. Ich meine, klar, es muss immer einen "Aufbau" zum Ganzen geben, der den Leser darauf vorbereitet, in welcher Situation sich wer befindet und vielleicht sogar schon Emotionen für den Hauptcharakter weckt. Aber selbst das war hier Fehlanzeige. Ich konnte mich nicht wirklich in Agnes hineinversetzen, sah zwar alles vor meinen Augen, aber mit einer viel zu großen Distanz. Dabei finde ich, dass eine Bindung zu den Protagonisten sehr wichtig ist.
Es wird bereits verraten, dass Agnes seltsame Träume hat, diese werden auch ausreichend beschrieben. Sie waren viel interessanter als die eigentliche Handlung, obwohl ich selbst da immer froh war, sobald sie zu Ende waren. Im Allgemeinen war ich immer froh, Seite um Seite zu schaffen. Sobald ich den Rest sah, der noch vor mir lag, musste ich aufstöhnen.
In den Kapiteln selbst gibt es immer wieder mal Zeitsprünge, die sehr gut gekennzeichnet sind. Dennoch sind sie so kurz, da hätte man zum Beispiel den Weg vom Büro ins Foyer des Instituts ruhig noch beschreiben können, wenn alles andere schon so enorm unnötig detailliert sein musste.
Durch den Klappentext wird deutlich, dass es sich um Esoterik handeln muss, alleine schon die Tatsache, dass sie von einem vergangenem Leben träumt, macht das klar. Immer mehr nimmt dieser "Kram" (das ist keineswegs negativ aufzufassen) Platz in Agnes' Leben und somit auch im Buch ein. Vor allem die Sprache ist der Zeit, in der die Träume spielen, angepasst. Das macht es trotz allem noch ein klein wenig lesbarer, weil es der einzige Reiz ist, weiterzumachen. Somit gibt es im Anhang eine Übersicht, wer im damaligen Leben wer heute ist, was ich einerseits gut finde, weil man so immer mal wieder ein Auge drauf werfen und den Überblick behalten kann, andererseits finde ich es - entschuldigt für den Ausdruck - scheiße, dass da etwas verraten wird, was man im dritten Teil erst erfahren sollte. Somit war die Überraschung hinfällig. Außerdem werden Personen aufgelistet, die in den Träumen überhaupt nicht vorkommen und in der Gegenwart nur ein oder zwei mal erwähnt werden, was diese Bemerkungen überflüssig macht.
Angenehm überrascht wurde ich dann von den letzten 100 Seiten. Nicht, dass sie jetzt total überragend waren, womit das ganze Buch doch noch gut wurde. Nein. Aber wenigstens kam man der ganzen Sache ein klein wenig näher und minimale Spannung wurde aufgebaut, weil wir zum eigentlichen Thema kommen: Die Aufklärung der Morde am Institut. Wobei das Ende dann widerum enttäuschend war. Vielleicht sollte ein Ende so plötzlich wie möglich kommen und Überraschungen auf Lager haben. Ich formuliere es mal so: das eigentliche Ende war nur ein kurzer Moment mit ein bisschen Panik meinerseits, danach wurde wieder viel zu viel erzählt, was den Reiz löscht, die Folgeteile zu kaufen und zu lesen. Somit hätte man sich schon 20 Seiten sparen können.
Mein Tipp: Dadurch, dass es mehr einem Tagebuch glich und weniger einer lesbaren Geschichte, begegne ich dem Buch und auch Agnes mit Distanz. Man hätte so viele Seiten auslassen können, womit man eine Menge Zeit gespart hätte und es viel interesanter geworden wäre. Ich fand nicht schlecht, dass das Thema der Esoterik und Reinkarnation behandelt wurde, weil ich das selbst ansprechend finde. Dadurch, dass dies immer mehr Überhand nimmt, ist das Buch nichts für welche, die davon überhaupt nichts halten. Zwar hätte ich nicht gedacht, dass es so intensiv behandelt wird, aber okay. Einen Reiz, die nächsten Teile zu kaufen, ist nicht vorhanden. Man sollte aber nicht nur als "Esoterikfeind" die Hände von dem Werk lassen, sondern auch, wenn man keine übergröße Experimentierfreude hat, was Bücher angeht. Das einzig Interessante für mich war nur die Verbundenheit zwischen vergangenem und jetzigem Leben, der Rest war viel zu unspektakulär.
(Bilderquelle: Gmeiner)