Dienstag, 10. Februar 2015

Buchrezension "Tote Väter"

Genre: Kriminalroman
Autor: Andrea Weisbrod
Verlag: Gmeiner
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 341
Kosten: 11,99€

Familiengeheimnisse
In einer Pariser Absteige findet die Historikerin Teresa Kern einen Toten: Karl Stein - erfolgreicher Koblenzer Anwalt und Vater ihrer Jugendfreunde. Teresa ermittelt auf eigene Faust und gerät zwischen Paris und Koblenz auf eine unheimliche Reise in ihre eigene Vergangenheit, denn ihr tödlich verunglückter Vater und der ermordete Anwalt sind durch ein düsteres Geheimnis aus dem Zweiten Weltkrieg verbunden... 

Teresa Kern ist Historikerin und hat sich vorgenommen, ein Buch über ihren toten Vater zu schreiben. Dafür nimmt sie seine aufbewahrten Sachen und ist nach Paris gereist. In einem Hotel findet sie im Nebenzimmer den Vater ihrer ehemaligen Freunde Christine und Falk Stein tot auf.. Zuerst stellt Teresa sich nur die Frage, warum er ausgerechnet hier war. Hinzu kommt dann noch ihre Vergangenheit, die automatisch hochkocht, da sie durch den Fund der Leiche mit ihren Jugendfreunden wieder in Kontakt kommt.
Später beim durchstöbern alter Fotos entdeckt Teresa ihren Vater, der neben Karl Stein, dem Vater von Christine und Falk, steht. Von einer Verbindung der beiden wusste sie gar nichts. Da fängt sie an zu ermitteln, wer Karl Stein getötet hat und inwiefern sich die Familien kannten. Auf was Teresa stößt, hätte sie im Leben nicht auch nur zu träumen gewagt.

Mir hat der Wechsel zwischen der Gegenwart, der Vergangenheit Ferdinands, Teresas Vater, und ihrer eigenen Vergangenheit super gefallen. Das hat die Zusammenhänge sehr deutlich gemacht. Sowohl die zwischenfamiliären, als auch die interfamiliären Beziehungen wurden geklärt und man erkannte, welche Auswirkungen einige Verhaltensweisen und Ereignisse auf die Gegenwart haben. Zudem machte die Vergangenheit verständlich, warum Teresa so ist, wie sie ist, und es hatte den Anschein, sie sei eine richtige Person. Vor allem bemerkte man, welche Folgen der Krieg auf die Familien hatte, obwohl Männer überlebt haben. Wie gebrochen die Personen waren.
Interessant war auch die Verknüpfung der Familien Kern und Stein, woher sie sich kennen, warum sie sich eine Zeit lang 'nicht mehr kannten', dann in gewisser Weise doch wieder und sich erneut aus den Augen verloren. Wobei ich die Familienkonstellation manchmal nicht ganz verstanden habe. Ich weiß, wer mit wem verwandt ist, aber ich meine die Altersunterschiede. Bis meine Mutter mir mal was erklärt hat, woran das liegen könnte. Deshalb finde ich schade, dass das im Buch nicht geklärt wird, denn das sorgt schon ein wenig für Verwirrung.
Und obwohl ich die verschiedenen "Zeitgeschichten" super fand, kamen sie mir wie seperate vor, als ob man verschiedene Bücher ineinanderschieben würde. Erst viel später gab es für mich die Verknüpfung. Und ich fand auch viel interessanter, was in der Vergangenheit gespielt hat, als das, was in der Gegenwart stattfindet, was mich keine Verbindung zu der heutigen Teresa aufbauen lassen hat. Das hat mir leider das Lesen etwas erschwert.
Die anderen Personen waren mal mehr, mal weniger in meinem Herzen. Trotz allem fand ich Ferdinand, Wilhelm und Karl sehr sympathisch, weil sie mir vorkamen wie richtige Menschen. Christine, Falk und Teresa aus der Vergangenheit waren für mich ebenfalls viel mehr wie richtige Menschen, was sie ebenfalls irgendwie in mein Herz geschmuggelt hat. Die gegenwärtigen waren mir zu plump. Sie waren da und mehr nicht. Leute, die man leicht wieder vergisst.
Mich nervte nach einiger Zeit das Wort "flashen". Nicht, dass es auf jeder Seite zu lesen gewesen wäre, aber es stach schon heraus, weil es nicht von jedem Autor gewählt wird. Nicht falsch verstehen, ich finde gut und sogar einerseits mutig, dass man mal englische Wörter benutzt, aber wenn es immer wieder das gleiche ist, nervt das schon irgendwie.
Ich fand SEHR schade, dass ich von all den Orten, von denen die Autorin schrieb, keinen blassen Schimmer hatte. Teresa war hauptsächlich in Paris unterwegs und ich kann weder französisch (also die Sprache), noch kenne ich mich dort aus. Ich hatte also kaum eine Vorstellung davon, was Teresa da gerade sieht. Denn es wurde der Name des Ortes genannt und nur manchmal eine nähere Beschreibung dazu, aber auch nur, wenn sie sich länger an diesem Ort aufhielt. Ansonsten erschienen mir die Namen wie Hieroglyphen.
Das Ende war plötzlich, teils überraschend, aber viel zu kurz, ging zu schnell vorbei und "schmerzlos". Ich hatte mehr erwartet. Mehr Drama, mehr Trauer, mehr Party, mehr, mehr, MEHR! ... *räusper*  Okay . . . Auf jeden Fall hätte da ein Ticken mehr Emotionen drin stecken können. Sowohl von den Protagonisten, als auch von der Autorin aus. Mir kam es vor, als ob sie froh sei, dass das Buch zu Ende war und den Rest beinahe nur hinklatschte (sorry für den Ausdruck).
Mein Tipp: So gesehen eine Kriegsgeschichte durch und durch. Sehr interessant, was das Nachkriegsleben angeht und von den Personen her teilweise auch. Die Story dahinter ist gut durchdacht, aber sie hätte etwas mehr reinstecken können. An und für sich ist das Buch ganz okay und für kleine Spürnasen geeignet. Aber nur, wenn man sich von den letzten Seiten nicht so sehr entmutigen lässt. Ich habe mal mehr, mal weniger gern gelesen. Einerseits empfehlenswert, andererseits aber auch irgendwie nicht.

Peace and out! :D
(Bildquelle: Gmeiner)

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