Donnerstag, 13. Juli 2017

Buchrezension "Luna"

Autorin: Julie Anne Peters
Genre: Roman
Verlag: Little, Brown Books for Young Readers
Format: Taschenbuch
Seiten: 248
Originalsprache: Englisch
Kosten: 10,99$ bzw. knapp 10€

Inhalt:
For anyone who has ever felt invisible.

"Luna," she repeated softly, more to herself than me. "Appropiate, wouldn't you say? A girl who can only be seen by moonlight?"
Rolling over, I muttered, "You're such a freakshow."
Her hair splayed across my pillow, tickling my face. "I know," she murmured in my ear. "But you love me, don't you?"
Yeah, I loved her. I couldn't help it. She was my brother.

Meine Meinung:
Es ist so ein wundervoller und emotional geladener Roman, der aktuelle Themen aufgreift und die Gesellschaft kritisiert, die ständig vorgibt, tolerant und fortgeschritten zu sein.
Liam, Lia-Marie und Luna sind ein und dieselbe Person. Liam wurde als Junge geboren, obwohl er sich nicht als so einer fühlt. Er bemerkt schon sehr früh, dass mit ihm etwas nicht stimmt und er lieber wie seine Schwester sein will. Der tägliche Kampf, jemand sein zu müssen, der man nicht sein will, reißt ihn hin und her. Nachts entwickelt sich Liam zu Luna, wie sie sich jetzt nennen möchte. Und gerade diese Figur macht eine große Entwicklung im Laufe der Handlung. Eine sehr erfreuliche in meinen Augen. Seine/ihre Schwester Regan entwickelt sich ebenfalls stark. In positive Art und Weise, wie ich finde. Das Band zwischen den beiden merkt man auf jeder Seite, auch wenn Regan sich sehr oft darüber auslässt, dass sich alles ständig nur um Luna dreht. Dennoch unterstützt sie sie, wo sie nur kann.
Regan ist eine Einzelgängerin, die eher die typische Rolle eines großen Bruders einnimmt: Die Schwester muss beschützt werden. Es zeigt aber auch, wie viel Regan an Liam/Luna liegt, da sie nur möchte, dass es ihm/ihr gut geht. In beiden Geschlechtern. Regan weiß aber dennoch manchmal nicht, wie sie ihren Bruder ansprechen soll, sie wechselt immer wieder zwischen Er und Sie. Sie kommt daher selbst durcheinander. Vor allem aber, weil die Transformation in das wahre Ich nur bei Nacht geschieht, während am Tag Liam zum Vorschein kommt. Die Rolle, die gespielt wird, damit keine Beleidigungen in Stürmen von allen Seiten hageln, vor allem von Seiten der eigenen Familie.
Regan beschwert sich, wie bereits erwähnt, oft darüber, dass es immer nur um Luna gehen würde. Ihr ganzes Leben drehe sich immer nur um sie. Und im nächsten Moment besinnt sie sich wieder eines Besseren und ist sofort wieder für sie da, sobald Luna sie wieder mit ihren Sorgen überschüttet. Ich kann beide Seiten verstehen. Sowohl Regan, die auch einmal nicht daran denken möchte, was wohl passieren könnte, wenn irgendwer etwas von diesem Geheimnis erfährt, als auch Luna, die einfach nicht mehr damit leben möchte, dass sie sich ständig verstecken muss.
Dabei spielt das Unverständnis der Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle. Die Befürchtung, von anderen gemobbt zu werden, ist natürlich sehr groß. Vor allem der Verstoß aus der eigenen Familie. An den Reaktionen der anderen bemerkt man, dass Menschen doch nicht so tolerant sind, wie sie immer vorgeben zu sein. Was sehr traurig ist, denn gerade diejenigen, die einen großen Wandel vollziehen und einfach nur sie selbst sein wollen, brauchen am meisten Unterstützung. Doch der Roman zeigt, dass man die nicht immer bekommt und nicht immer erwarten kann.
Gerade in der Familie ist es super wichtig. Doch bei den Eltern von Regan und Luna merkt man sofort, dass man bei den beiden nicht damit rechnen kann. Die Mutter hat zwar auch ihren Traum erfüllt und arbeitet wieder, doch interessiert sie sich kaum noch für die Familienangelegenheiten. Stattdessen hängt sie lieber am Telefon und in der Arbeit. Dabei sollte die Familie immer an vorderster Stelle stehen. Der Vater denkt in Stereotypen. Er will unbedingt, dass Liam auch wirklich Dinge macht, die typisch für Jungs sind, und Regan eben das, was typisch für Mädchen ist. Haushalt zum Beispiel. Er zwingt beide in ihre Rollen, die er erwartet. Wodurch Liam sich noch unwohler fühlt und beide ganz genau wissen, dass die Eltern niemals von Luna erfahren dürfen.
Man erkennt, dass noch ein sehr großer Aufklärungsbedarf besteht, damit Menschen anderen mit Toleranz begegnen und einen nicht schräg anschielen, wenn man aus den stereotypischen Rollen schlüpft. Anderssein ist scheinbar immer noch ein wichtiger Punkt, der nicht grundsätzlich auf Verständnis stößt.

Mein Tipp:
Ich habe einen besseren Einblick in die Gefühlswelt eines Transgender bekommen. Den Kampf, den man jahrelang mit sich selbst führt. Und dass gesellschaftliche Toleranz noch gewisse Grenzen besitzt, die aufgebrochen werden sollten. Es werden brisante und aktuelle Themen beschrieben auf eine sehr emotionale und dramatische Art und Weise. Ich kann den Roman wirklich nur empfehlen.

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